Viele reden über die neue Mobilität und insbesondere über Share Economy, dass also nicht jeder ein eigenes Auto oder Fahrrad besitzt und sich diese stattdessen mit anderen teilt.
Ich nutze gerne den Münchener ÖPNV, auch wenn oft an der Qualität des S-Bahn-Verkehrs oft mangelt. Um jedenfalls von einer S-Bahn-Station zum eigentlichen Ziel zu kommen bietet sich das MVG-Radl-System an, wenn es denn seinen bestimmungsgemäßen Dienst erfüllen würde. Hier mein Protokoll der Anmietversuche im Januar 2018:
- Aktuelle App geöffnet, Suche nach dem nächst gelegenen Radl, Radl reserviert
- 10minütiger Fußmarsch zum Radl
- reserviertes Radl gibt es vor Ort gar nicht
- Ok, auf zum zweiten Radl, obwohl es einen weiteren Fußmarsch darstellt
- Zweites Radl defekt, Sattel ist ganz eingeschoben und lässt sich nicht arretieren
- Ok, auf zum dritten Radl, auch das gibt es nicht (mittlerweile zeigt die App auch Radl Nr. 1 nicht mehr an)
- Nun gut, zurück zu Radl 2, Termin rückt schließlich näher
- Radl 2 ist so schlecht zu fahren und schwergängig, dass ein Umweg zur MVG-Radlstation nötig wird (Radltausch)
- Bei der Radlstation gibt es glücklicherweise mehrere Räder zur Auswahl
- Radl 2 gibt sich nicht zurück, daher keine weitere Anmietung möglich
- Anruf bei der Hotline, Rücknahme Radl 2 erfolgt, Freigabe Radl Nr. 4
- Radl Nr. 4 klemmt in der Station
- Freigabe Radl Nr. 5, auch dieses lässt sich trotz Hotline nicht aus der Station nehmen
Dann ist leider die Station defekt, ich kann nichts weiter für Sie tun. Auf Wiederhören
MVG-Hotline
Somit fallen auch Radl 6 bis 12 aus. Ist dies nun ein Einzelfall oder nur ein Beispiel für ein grundlegendes Problem beim Münchener MVG-Radl-System? Aus meiner Sicht letzteres
, denn bei gefühlt jedem zweiten Anmietversuch funktioniert irgendetwas nicht so, wie es sein sollte. Mal klemmt das Schloss, mal reagiert der Bordcomputer nicht oder die App irritiert mit der Meldung:Das Rad ist derzeit nicht verfügbar
MVG more App, obwohl das Radl reserviert wurde
Helfen kann dann immer nur die Hotline. Die Damen und Herren sind zwar sehr freundlich und können – meistens zumindest – auch helfen. Doch Spaß macht diese Telefoniererei nicht. Leider ist auch über die Jahre keine wirkliche Verbesserung zu sehen. Lediglich die neueren Räder (zu erkennen an der grauen Klingel) lassen sich leichter treten und der Bordcomputer reagiert präziser auf Eingaben.
Apropos der Bordcomputer: Das horizontale Tastenfeld ist ohne jeglichen Schutz dem Wetter ausgesetzt. Das führt gerade im Winter zu einer Vereisung
, so dass man erst einmal das Bedienfeld freikratzen muss, bevor man den PIN-Code eingeben kann. Oft reicht auch schon ein ordentlicher Regenschauer. Dann steht das Bedienfeld förmlich unter Wasser und reagiert nicht mehr auf irgendwelche Eingaben. Dieses Problem hat der Mitbewerber Callabike besser gelöst, denn das Bedienfeld des simpler wirkenden Bordcomputers ist mit einer einfachen Klappe geschützt.
Trotzdem kann ich die Alternative Callabike nicht empfehlen. Denn sobald man mit einem Rad des Anbieters die Kernzone (Mittlerer Ring) verlässt und eine Rückgabe einleitet, werden sofort 10 € Extra-Gebühr abgebucht. Dabei spielt es keine Rolle, ob man später das Radl wieder zurück in die Kernzone fährt. In meinem Fall zeigte die äußerst unfreundliche Frau der Callabike-Hotline auch wenig Kulanzbereitschaft.
Mein Fazit aus München
MVG-Radl nur benutzen, wenn man Freude am Fahren schwergängiger Räder und Zeit für die Suche nach einer Alternative hat. Ansonsten empfehle ich auf andere Verkehrsmittel umzusteigen oder gleich zu Fuß zu gehen. Ist sichergestellt, dass man den Mittleren Ring nicht verlässt, kann man auch die Callabikes in Betracht ziehen. Für mich ist dieser Anbieter aber nach der Hotline-Erfahrung tabu.